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    Profisport und Corona - Interview mit Jannick Zurnieden

    Lesezeit: 3 Min

    Jannick Zurnieden (20) ist Mountainbike Profi aus Freiburg. Er war unter anderem Vierter der Deutschen U23-Meisterschaft und Mitglied im Nationalkader. Für die Saison 2020 hat er neue Wege eingeschlagen und fährt unter eigener Fahne seine Rennen und organisiert sich komplett selbst. Im Radlabor Freiburg kennen wir Jannick schon lange, er war regelmäßig zu Leistungstests und Fittings mit der Nationalmannschaft bei uns. Für uns war es keine Frage Jannick auch im Jahr 2020 bei seinem mutigen Projekt weiterhin mit Laktatdiagnostiken und Anpassungen von Sitzposition und Bewegungsabläufen zu unterstützen. Er gibt uns einen Einblick über seine Pläne und wie er mit der aktuellen Corona-Situation und den Rennabsagen umgeht.

    Jannick, du hast dich vor dieser Saison als MTB-Profi quasi ‚selbständig‘ gemacht. Warum dieser Schritt und hat das geklappt?
    Ich bin in meinem alten Team schon sehr lange gefahren und hatte das Gefühl, dass es an der Zeit für einen Tapetenwechsel ist. Daher kam ich zu dem Entschluss unter eigener Fahne zu fahren, da ich so meine Saison selbstständig gestalten und den Fokus auf das legen kann, was mein langjähriger Trainer Toni Uecker und ich für richtig halten. Die Umsetzung hat super geklappt. Ich konnte viele Sponsoren von mir und meiner Idee überzeugen und den Traum vom eigenen Trikot verwirklichen. Um dieses Trikot auch bei den Rennen fahren zu dürfen, musste ich ein „eigens kleines Team“ anmelden. Ab sofort starte ich unter dem Namen „Team Jochen´s Bike Shop“. Der Name entstand daraus, da Jochen´s Bike Shop in Bötzingen mein Hauptsponsor ist und mich mit super Bikes für diese Saison ausgestattet hat.

    Du hast dir deine bisherige Saison sicherlich anders vorgestellt, waren die Rennabsagen ein Schock? Wie gehst du damit um?
    Ja, die ersten Absagen der Rennen waren ein Schock. Ich hätte nie damit gerechnet, dass so, wie es zurzeit aussieht, nahezu alle Rennen abgesagt oder verschoben werden. Ich wollte dieses Jahr alle von meiner Leistung überzeugen und beweisen, dass der Weg, den ich eingeschlagen habe, der richtige ist. Aktuell trainiere ich noch nach Plan. Es geht hauptsächlich in der Zeit um Formerhaltung, damit man sich nicht zu früh für die Saison müde fährt, falls doch noch Rennen stattfinden.

    Wie hältst du dich fit? Und woher nimmst du aktuell die Motivation zu trainieren?
    Zurzeit gehe ich verstärkt wieder mehr Grundlageneinheiten fahren. Blockweise fahre ich auch Intervalle, um die Form weiterhin aufrecht zu erhalten. In den nächsten Wochen setzt mein Trainer wieder verstärkt auf Krafteinheiten. Klar, gibt es Tage, an denen man zurzeit weniger motiviert ist, aber wenn man ein klares Ziel vor Augen hat, ist man trotzdem motiviert. Dabei ist es aktuell egal, ob man sein Ziel dieses oder nächstes Jahr erreicht.

    Was sagen deine Sponsoren zu Rennabsagen? Bekommst du noch die volle Unterstützung?
    Die Sponsoren stehen nach wie vor voll hinter mir und unterstützen mich weiterhin. Es ist schade, dass ich mein eigen designtes Trikot mit den Logos der Sponsoren nur im Training präsentieren darf. Gerne hätte ich meinen Sponsoren durch erfolgreiche Ergebnisse etwas zurückgegeben, um diese bestmöglich zu repräsentieren.

    Ist E-Training und Rennen auf virtuellen Plattformen ein Thema für dich? Nimmst du aktiv daran teil?
    In der schwierigen Zeit habe ich die ein oder andere Trainingseinheit natürlich auf der Rolle absolviert. Wir in Deutschland hatten und haben aber das große Glück, auch in Zeiten von Corona draußen trainieren zu dürfen. Dies macht mir persönlich deutlich mehr Spaß, da es nichts Schöneres gibt, als in der Natur zu trainieren. Daher kamen für mich virtuelle Rennen auch nicht in Frage. Dennoch finde ich E-Training und virtuelle Rennen eine super Alternative für diejenigen, die zurzeit nur eingeschränkt nach draußen dürfen.

    Wie schaust du in die Zukunft? Was sind deine Ziele 2020 und darüber hinaus?
    Ich blicke positiv in die Zukunft, denn die jetzige Situation betrifft uns Sportler alle und wir können daran auch leider nichts ändern. Mein großes Ziel für die Saison 2020 war die Teilnahme an der Heimweltmeisterschaft in Albstadt und eine Medaille bei der Deutschen Meisterschaft in Freudenstadt. Leider wurden beide Rennen abgesagt. Meine Ziele sind vor allem jetzt, fokussiert zu bleiben und an den Baustellen zu arbeiten, an denen noch zu arbeiten ist. Alles was ich jetzt trainiere, bringt mich in der nächsten Saison weiter nach vorne.

    Welche (Motiviations-)Tipps kannst du als Profi aktuell anderen Sportlern weitergeben?
    Das Wichtigste ist, dass man die Freude am Sport niemals verliert und ein klares Ziel vor Augen hat. Auch wenn man an manchen Tagen unmotiviert ist, macht das Training trotzdem wieder Spaß, sobald man seinen inneren Schweinehund überwunden hat. Wichtig ist vor allem, Abwechslung in das Training zu bringen. Dies bedeutet auch mal das zu trainieren, worauf man gerade Lust hat.

     

     

    Fotos by Schaub KG

    Tags: Interview